Die Eiche als deutscher Baum, als Zeichen für Unverwüstlichkeit und das Bewusstsein echter Eroberer, das Eichenlaub als Symbol soldatischer Ehre – diese Zeichen haben freilich nicht mehr den gleichen Platz in unserer Gesellschaft wie noch zu vormoderner Zeit. Doch die Eiche kann man auch im Frieden neu entdecken, und zwar als ganz grossartiges Hilfsmittel zur Verfeinerung grosser Whiskys!
Deutsche Eichen im Edelstahlfass
Man kennt durchaus noch den edlen Bismarckhering, doch der vom eisernen Kanzler so geliebte Korn wird hierzulande eher als Supermarktgetränk verschmäht. Dabei ist Korn ein hochwertiges Getränk, das seit Kriegsende leider nur in grossn Mengen und günstig produziert wird. Die Destillation feiner Getreidesorten ohne Beigabe von Zucker erfordert viel handwerkliches Geschick. Doch wenn man das Ganze nur selten durchbrennt und es nicht fachgemäss lagert, schmeckt das Genussmittel am Ende irgendwie unfertig.
Hier sind uns Schotten, Iren und Amerikaner voraus: Seit Jahrhunderten legen sie ihre Destillate auf edle Hölzer wie Kirschholz, Ahorn und natürlich Eiche. Doch hier wird unterschieden zwischen amerikanischer und französischer Eiche und natürlich dem Röstgrad. Nach einigen Monaten auf dem Holz erhält der Schnaps seine unverwechselbare Farbe und holzige Aromen, die im besten Fall mit den leisen Anklängen an Weizen harmonieren.
Deutscher Whisky: Wie der Umbruch gelingen könnte
Auch deutscher Wein profitiert von der Eiche, wenn auch in geringerer Menge, aber mit einem ähnlich erfrischenden Effekt. Diese Methode ist seit Jahrhunderten bewährt und wird auch in den Edelstahlfässern fortgeführt, denen man sogenannte Oakchips beigibt, um ein Holzfass zu imitieren. Diese Methode ist viel sauberer und sicherer als die Lagerung in den altertümlichen Fässern.
Es wäre nun von Vorteil, wenn deutsche Brenner ihre Chance erkennen und auch ihren Korn auf das edle Holz legen würden, um mit Geschmäckern zu experimentieren und das zu schaffen, was dem Land wirklich gut schmecken könnte: deutschen oak aged Whisky.